Nummerntafeln fĂĽr 0.8%

(Eine ĂĽberarbeitete & verbesserte Version dieses Textes ist auch auf derStandard.at erschienen)

Zum Thema Nummerntafeln für Fahrräder ist eh schon so gut alles gesagt, aber: Ein oft vorgebrachtes Argument für Kennzeichen auf Fahrrädern ist, dass diese die Sicherheit von Fussgänger_innen erhöhen würden, zB meint unsere liebe Frau Stenzl:

Sie habe schon vor Jahren Kennzeichen für Fahrräder verlangt, da es immer wieder zu Unfällen "mit zu rasch und rücksichtslos fahrenden Radfahrern" gekommen sei. Fußgänger seien "Fahrrad-Rowdys" bisher hilflos ausgeliefert.
derStandard.at

Aber wie viele Unfälle Fussgänger_innen vs Radler_innen gibt's denn tatsächlich?

Die (spärlichen) Statistiken zum Thema, auf die ich als erstes gestossen bin, listen nur auf, wie die jeweiligen Unfallopfer unterwegs waren. Die "Tatwaffe" wird nicht erfasst.

Aber ein bischen graben in den Datenquellen zahlt sich manchmal aus. Im Basic Fact Sheet - Radfahrer (aus dem Jahr 2010, gefunden auf der Site der Bundesanstalt für Verkehr) findet sich auf Seite 9 eine Grafik, in der 3% Fussgängerunfälle ausgezeichnet sind. 2 Seiten weiter spricht Tabelle 5 von 296 Fussgängerunfällen (bei denen 159 Radfahrer_innen verletzt wurden).

Wir fassen zusammen: 2010 gab es laut Basic Fact Sheet - Allgemeine Kennzahlen 35.348 Unfälle mit 45.858 Verletzten (und 552 Getöteten). Davon gab es 296 Fussgängerunfälle. Also 0.8%!!!

Ich denke, solange es fast doppelt so viele Tote im Strassenverkehr gibt wie Unfälle zwischen Fussgänger_innen und Fahrradfahrer_innen, sollten sich Massnahmen finden lassen, die mehr zur Sicherheit im Strassenverkehr beitragen, als Nummerntafeln für Fahrrädern. zB Tempo 30 überall, und für alle - auch Radler.

P.S.: Sollte jemand bessere Daten haben (insbesonder in Bezug auf die "Tatwaffe" bei Verletzungen im Strassenverkehr): Her damit!

P.P.S.: Ja, viele Unfälle werden wohl gar nicht gemeldet. Vermutlich, weil die meisten davon sehr glimpflich ausgehen.