Book Review: "The Enlightened Cyclist"

Letztes Jahr hat mir barb in New York als nachträgliches Geburtstagsgeschenk ein Buch geschenkt, dass wir ein einem kleinen Geschäft in der Lower East Side entdeckt haben: The Enlightened Cyclist vom New Yorker Rad-Blogger Bike Snob NYC (den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, aber sehr empfehlen möchte)

Untertitelt ist das kleine Büchlein mit "Commuter Angst, Dangerous Drivers, and Other Obstacles on the Path to Two-Wheeled Transcendence", und um letzteres geht es vor allem: Wie schafft man es als Radler in einer Stadt voller Hindernisse, nicht zum psychopatischem Massenmörder zu werden.

Sehr lustig beschreibt Bike Snob die Hindernisse (Autos, Segways, Inlineskater, ...) und benennt auch gleich nerviges Radfahrer_innen-verhalten, zB "Salmoning" (also das Befahren eines Radwegs in die falsche Richtung) oder "Shoaling" (wenn bei einer roten Ampel später ankommende Radler sich nicht hinten anstellen, sondern einen dichten Pulk (eben eine "shoal" = Fischschwarm) direkt vor der Ampel bilden, wodurch dann niemand losfahren kann, wenn die Ampel grün wird).

Überaus amüsant ist auch die Schilderung des "Kampfes" der Williamsburg Hipsters gegen die ebenfalls dort wohnenden chassidisch Juden um den Fahrradweg auf der Bedford Avenue0.

Und was führt nun zu "Two-Wheeled Transcendence"?

Bikesnob schlägt vor, zwei Ziele im Kopf zu behalten:

  1. Not to get killed.
  2. To make it all the way to my destination without getting angry

Ersteres erfordert auf einem Rad in Wien zum Glück nicht übermässig viel Aufmerksamkeit und Anstrengung1, zumindest solange man sich selber halbwegs an die Regeln hält.

Zweiteres ist schon schwerer zu erreichen, da kaum jemand mit der notwendigen Zen-artige Leichtigkeit gesegnet ist, die ganzen Idioten, die einem via Auto, Rad oder auch zu Fuss den Weg blockieren, nicht zu hassen.

Und auch wenn die Stadt sicher ihren Anteil daran hat, mühsame Situationen via "Stadt-" und "Verkehrsanlagenplanung" zu provozieren (keine Ahnung, ob ich es jemals über den Praterstern schaffen werden, ohne den oder die "Designer_in" der dortigen Ampelanlage zumindest ein schmerzhaftes Wimmerl an den Arsch zu wünschen), sind es dann doch Menschen, die in der Stadt miteinander interagieren.

Und nur weil wir auf ökologischen, leisen, nicht-stinkenden Radln sitzen, sind wir nicht automatisch die besseren Verkehrsteilnehmer_innen:

Who would you rather share the road with? A compassionate and considerate person in a Hummer, or an arogant, self-absorbed cyclist?

Ein lustiges und gutes Buch, des jede_r Stadtradler gelesen haben sollte.

PS: Ein weiteres Buch vom Bikesnob ist soeben erschienen, aber noch nicht bei meinem Buchgeschäft eingetroffen...

Fussnoten:

0 siehe zb auch hier

1 New York ist vielleicht stressiger? Wobei (zumindest in Queens) das zu Fuss gehen angehmer war als in Wien...